Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) fördert innovative Lehre im Chemie-Studium an der Universität Ulm. Übergeben wurde der Förderscheck in Höhe von mehr als 27 700 Euro dem stellvertretenden Leiter des Instituts für Chemieingenieurwesen, Professor Dirk Ziegenbalg, am 5. Dezember in seinem Institut.
Eigens zur Übergabe angereist waren Dr. Tobias Pacher, zuständig für Bildungspolitik beim Landesverband „Chemie.BW“ sowie Stefanie Jordan, HR Senior Director Germany & Austria bei Teva Pharmaceuticals. „Wir sind überzeugte Unterstützer der Förderung innovativer Projekte, gerade auch im Chemieingenieurwesen. Das bietet beiden Seiten große Vorteile: Die Studierenden lernen mit modernsten Methoden – und können das dann nahtlos im Job in der chemischen und pharmazeutischen Industrie umsetzen. Davon profitieren wir wiederum als Unternehmen“, sagte Jordan, die den Förderbetrag symbolisch an Dirk Ziegenbalg aushändigte. Gestiftet wurde die Summe vom Fonds der Chemischen Industrie (FCI).
Der Ulmer Chemieingenieur hat ein Konzept entwickelt, um sogenannte Hochdurchsatz-Experimente in der Chemieingenieursausbildung an der Universität Ulm zu etablieren. „Die Studierenden sollen später in ihrem beruflichen Umfeld einfache Hochdurchsatz-Experimente selbstständig entwerfen, durchführen und auswerten können. Dafür lernen sie, wie man geeignete Hard- und Software erstellt, die mit begrenztem Aufwand auch in kleineren und mittleren Unternehmen zur Anwendung kommen könnten“, erklärt der Ulmer Wissenschaftler. Bei Hochdurchsatz-Experimenten finden zahlreiche Versuche gleichzeitig oder in sehr kurzer Abfolge statt. Dadurch werden Forschung und Entwicklung beispielsweise in der Wirkstoff- oder Materialforschung erheblich schneller und kosteneffizienter.
Programmieren mit Python im neuen Lehrkonzept verankert
Im Mittelpunkt des geförderten Lehrprogramms steht die enge Verzahnung von experimenteller Ausbildung und dem Einsatz digitaler Werkzeuge. Im neuen Lehrkonzept für das Fach verankert ist nun auch das wissenschaftliche Programmieren mit Python, die Nutzung digitaler Datenquellen und Fachdatenbanken sowie die computerbasierte Modellierung und Simulation von chemischen Prozessabläufen. Außerdem soll die Lösungskompetenz für praxisnahe Probleme sowie das Transferdenken in Zukunft noch stärker trainiert werden. Das praktische Herzstück der Chemieingenieursausbildung in Ulm ist das Advanced Laboratory Chemical Engineering, das mit Hilfe der Förderung nun um Apparaturen für Hochdurchsatz-Experimente erweitert werden soll. „Bisher haben wir in Ulm noch keine Lehrinhalte und Gerätschaften für solche Hochleistungsexperimente. Mit dem neuen Lehrkonzept legen wir nun den Grundstein dafür“, freut sich Ziegenbalg über die Förderung des FCI.
Hintergrund
Mit über 400 000 Euro fördert der Fonds der Chemischen Industrie (FCI) in diesem Jahr 20 Projekte an 13 Universitäten und vier Hochschulen. Die Mittel zielen auf die Bereiche „Chemical Data Science“, „Hochdurchsatz-Experimente“ und „Industrielle Biotechnologie“. Den Finanz-Booster erhalten die Universitäten Bayreuth, FU Berlin, TU Berlin, Chemnitz, Duisburg-Essen, Gießen, Jena, Kaiserslautern, Karlsruhe, Konstanz, Marburg, Saarbrücken und Ulm sowie die Hochschulen Darmstadt, Esslingen, Nürnberg und Rosenheim. Mit seiner Förderung hilft der FCI, für die Lehre Geräte wie Synthese- oder Pipettierroboter zu beschaffen, die für die Durchführung von Hochdurchsatzexperimenten nötig sind. Die Lehreinrichtungen stellen zusätzlich zu den Fonds-Mitteln auch eigene Gelder in Höhe von 20 Prozent der Fördersumme bereit. Diese Eigeninvestition ist Bedingung für die Fonds-Unterstützung und mobilisiert so weitere Mittel für die Verbesserung der Qualität der Lehre an deutschen Universitäten und Hochschulen.
Ulrike Zimmer, Geschäftsführerin des Fonds der Chemischen Industrie, sagt: „Die Chemie- und Pharmaunternehmen brauchen Studierende, die für die Arbeitswelt von morgen bestens vorbereitet sind. Mit unserer Förderung investieren wir in die nächste Generation junger Talente, die künftig die Transformation der Branche weiter vorantreiben wird. Die Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer unterstützt der Fonds bei ihrer ambitionierten Aufgabe und fördert daher modellhafte Lehrprojekte aus zukunftsorientierten Themenfeldern – beispielsweise sogenannte Hochdurchsatz-Experimente.“
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dirk Ziegenbalg, stellv. Leiter des Instituts für Chemieingenieurwesen an der Universität Ulm, E-Mail: dirk.ziegenbalg(at)uni-ulm.de
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann